Ja ich habe es endlich geschafft und The Last of us durchgespielt. Angefangen zum Erscheinungspunkt auf der PS3 und ziemlich genau parallel zur Geburt meiner Tochter und schlussendlich ca. 2 Jahre später auf der PS4 beendet. Hat sich die lange Spielphase gelohnt?
Für alle, die es nicht kennen, kurz die Handlung ohne große Spoiler. Auf der Erde ist eine Seuche ausgebrochen, wobei die infizierten Menschen mutiert und willenlos andere Menschen anfallen. Man könnte sie sicher mit Zombies vergleichen, wenngleich es verschiedene Mutationen gibt.
Es gibt in all den verwahrlosten Großstädten Quaratänezonen, die vom Militär bewacht werden. Dabei werden Infizierte sofort erschossen und die lebenden, gesunden Menschen an einer kurzen Leine gehalten. Dazu gesellen sich Gangs und Kleinkriminelle. In diesem Szenario spielen wir ein paar Jahre nach dem Ausbruch der Seuche den Charakter Joel, der sich in Boston am Leben hält. Er bekommt recht schnell zu Beginn den Auftrag ein Mädchen namens Ellie ein paar Städte weiter zu einer Widerstandsgruppe namens „Fireflies“ zu bringen. Dies ist der Beginn eines Roadtrips quer durch die USA, bei dem die beiden ums Überleben kämpfen und sich dabei in einer Vater-Tochter ähnlichen Beziehung immer näher kommen. Das Spiel besteht dabei aus Entdecken, Lösen von kleineren Rätseln, Schleichen und Kämpfen gegen die Verseuchten und die oben erwöhnten Banden.
All das geschieht in einer tollen Atmosphäre. Untergangsstimmung könnte man sich nicht nicht malerischer vorstellen, mit alle den verwahrlosten Großstädten bei Sonnenaufgang, laufenden Wildtieren zwischen demolierten Autos und Rückständen einer lebenden Zeit, wie bspw. Kinoplakaten an Häuserwänden. Vor allem Ellie bleibt immer wieder mal stehen und fragt Joel nach uns bekannten Dingen, die für sie in dieser nahezu toten Welt fremd sind.
Das ganze ist untermalt von einem wunderschön melancholischen Soundtrack von Gustavo Santaoalalla. Als Beispiel soll hier der Track The Path gelten (siehe nachgespielt im nachfolgenden Youtube-Ausschnit). So schön traurig kann das Ende der Welt klingen…
Musik und Kulisse passen wie die Faust aufs Auge und heben alleine dadurch The Last of us von anderen Titeln ab.
Nun – warum dauerte das Durchspielen bei mir trotz Story und Atmosphäre so lange? War es zu Beginn noch die knappe Zeit, die ich dafür hatte, nervten mich alsbald die langen Ladezeiten. Wenn man abends ein paar Minuten hat, will man schließlich nicht 10 Minuten nach dem Einschalten der Konsole erst loslegen können.
Das sorgte dafür, dass ein Kernelement des Spiels – das Schleichen – für mich immer anstrengender wurde. Denn bei all der Konzentration in so einer Schleichphase, wenn der Abend und die Nächte kurz sind und die Spieltode sich häufen, kommt Frust auf. Und so wurde The Last of Us von mir immer seltener gespielt.
Nichts desto Trotz kam ich in dieser stockenden Anfangsphase immerhin bis zu zum Einsiedler Bill. Doch trotz der sich langsam abzeichneten spannenden Story blieb ich im Spielnirvana hängen. Es gab dann noch irgendwann einen kurzen Anlauf von „jetzt aber“. Denn immerhin wurde das Spiel auch als Remastered Version auf der PS4 in höchsten Tönen gelobt. Also wollte ich trotz eigenem Kauf der neuen Konsole, dieses eine Spiel noch auf der alten PS3 zu Ende bringen…gleichwohl ich blieb wieder hängen.
Immer häufiger erwischte ich mich dabei, nur nach Komplettlösung vorzugehen, um Zeit zu sparen und um – ein weiterer Kritikpunkt – keine wichtigen Gegenstände zu verpassen. Denn wenn man nicht jede Schublade, jedes Regal und jede Ecke des Spiels abgrast, übersieht man womöglich wichtige Werkzeuge, die es es einem im späteren Spielverlauf nicht mehr erlauben seine Waffen zu erweitern. Man kommt leider, im Gegensatz zum z.B. letzten Tomb Raider, nicht mehr zurück und steht wenn’s ganz blöd läuft, mit 08/15-Waffen und kaum aufgerüsteten Fähigkeiten vor den zum Abschluss kommenden Gegnermassen.
Das hat mich dann wirklich extrem genervt, die Möglichkeit wichtiges zu verpassen und nicht mehr holen zu können, ohne Chance es später ausgleichen zu können. Als alter Rollenspiel-Inventar und Fähigkeiten-stundenlang-optimier-Klicker (welch Wortspiel) nicht denkbar. Und so blieb ich auf der PS3 wieder hängen…
Bis das Spiel schließlich auf der PS4 im Angebot daher kam und ich dachte, komm fang es nochmal von vorne an und gebe diesem so höchst gelobten Teil der Spielgeschichte eine letzte Chance. Und die wusste The Last of us zu nutzen. Ich weiß nicht, ob es an den deutlich kürzeren Ladezeiten lag, dem mittlerweile mir vertrautem Gameplay oder doch dem konsequenten Inspizieren der Komplettlösung nach wichtigen Gegenständen vor einem Spielabschnitt. Dies natürlich mit vollkommenen Ignorieren von Spoilern und etwaigen vorzeitigem Lesen von spielentscheidenden Geschehnissen. Mit der Lösung von Eurogamer.de war es tatsächlich möglich, dass ich mir jegliche Spannung erhalten habe und dennoch fast alle wichtigen Gegenstände einsammeln konnte.
So habe ich es auf der PS4 doch in – für meine Verhältnisse – kurzer Spieldauer von wenigen Wochen geschafft The Last of us durchzuspielen und mich bei all dem technischen und spieltechnischen Ärger von der guten Story entschädigen lassen. Jetzt man mag sagen, aber die ist doch oft vorhersehbar. Ja das ist sie hin und wieder. Man spürt, dass bald wieder jemand, an den man sich gerade gewöhnt hat, womöglich gebissen wird und man diese Person verliert. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass dies nicht passiert und man, wie in vielen Spielen um tragische Verluste herum kommt. Und dann raubt The Last of us einem doch wieder diese Hoffnung und dies teilweise mit einer gefühlsmäßigen Härte, die man von Videospielen nicht kennt.
Es überleben nicht die netten, das merken die beiden Hauptfiguren Joel und Ellie auch mit laufender Spielhandlung. Und so werden ihre Aktionen härter, egoistischer und in all dem dennoch irgendwie menschlich und verständlich. Denn es geht nur um eins – überleben.
Bevor ich zum Ende komme, eine kurze Warnung, denn ab jetzt werden ein paar spannenden Punkte der Story verraten. Wenn ihr es selbst spielen möchtet, dann am besten bis zum letzten Abschnitt die folgenden Passagen überspringen.
Im Laufe der Geschichte wachsen Joel und Ellie zusammen. Im Angespielt-Podcast war die Rede von Tochter- und Vaterfigur. Sicher kann man dies hinein interpretieren, vor allem da Joel zu Beginn des Spiels seine eigene Tochter auf tragische Weise verliert und sicher durch Ellie an sie erinnert wird. Oder aber man blickt einfach der Tatsache ins Auge, dass da zwei durch dick und dünn gehen sind, Schicksalsschläge verkraften und sich so sehr an einander gewöhnen und sich vertrauen, dass sie voneinander nicht loslassen wollen und dafür über Grenzen gehen. Unabhängig davon, wie sie familiär zueinander stehen könnten…
Im letzten Spieldrittel ist Joel stark angeschlagen. Ellie tut alles, um ihn zu retten. Ohne Kompromisse beseitigt sie jeden, der ihr bei der Rettung ihres Freundes im Wege steht. Kann man ihren Kampf und Willen nachvollziehen? Absolut.
Am Ende soll sie dann geopfert werden, damit mit ihren Genen ein Gegenmittel gegen die Krankheit gefunden werden kann. Denn sie ist die einzige, die immun gegen die Seuche ist. Dies war der Grund sie zu den Fireflies zu bringen. Sie ist bereit sich dafür zu opfern, eine andere Lösung für eine hoffnungsvollere Welt sieht sie nicht. Kann sie das in ihrem Alter schon beurteilen? Sind ihre Gene wirklich die letzte Hoffnung einer Menschheit, die teilweise sogar zum Kanibalismus greift, um zu überleben. Verdient die Welt ihre Gene?
Joel will ihren Tod nicht akzeptieren, genauso wie sie zuvor den seinen. Ist das egoistisch? Will er seinen Tochterersatz nicht verlieren, wie im eben erwähnten Angespielt-Podcast gemutmaßt. Würde ein Vater denn seine Tochter in den Tod schicken, die bis zu diesem Punkt durch unglaublichen Lebenswillen zu überzeugen wusste und die lebendig ihrer Welt sicher mehr geben kann. Dafür geht er über Grenzen, damit sie lebt. Und man selbst fiebert mit, wie kaum in einem Videospiel zuvor…
In diesen letzten Spielstunden entschädigt die Story mit ihren moralischen Denkanstößen für soviel Krampf beim Gameplay. Das Spiel lässt einen tagelang nachdenkend zurück. Es hinterlässt den bleibenden Eindruck eines legendären Videospiels. Und da man durch das Spielen mittendrin war, ist das Gefühl was erlebt zu haben, stärker als es je ein Film oder eine Serie zeigen könnten. Es ist der beste Beweis, dass Videospiele mehr sein können…
Es lohnt sich die Erweiterung Left Behind im Anschluss noch zu spielen. Hier erleben wir Ellie beim Überlebenskampf, während Joel schwer verletzt ist. Zusätzlich gibt es Rückblenden mit ihrer besten Freundin, die zeitlich vor dem Hauptspiel liegen, als Ellie noch nicht gebissen war und nichts mit den Fireflies zu tun hatte – im Gegensatz zu ihrer Freundin. Auch diese dreistündige Erweiterung bietet eine spannende Geschichte mit einem tragischem Ende. Und im Gegensatz zum Hauptspiel ist das ganze spielerisch deutlich zugänglicher. So hätte ich mir das Gameplay im Hauptspiel auch gewünscht.
Nun ist dieses zweijährige Projekt zum Abschluss gebracht. Damit liege ich bei der Spielzeit wohl knapp über dem Median, wie es so schön heißt 😉 Ich muss zugeben, die Charaktere werden mir fehlen und es bleibt die Gewissheit, hier ein Stück Videospielgechichte erlebt zu haben.
Und nicht nur das. Ich denke, wenn die letzten von uns The Last of us durchgespielt haben, dann werden auch sie feststellen, dass es Kunst war…
(den kompletten Soundtrack gibt es bei Spotify, Apple und sonst auch überall – oder aber als nachgespielte Musikstücke bei Youtube)
Ich habe „Left behind“ erst kürzlich spielen können, da ich erst mit dem Umzug in eine neue Wohnung meine PS3 endlich ans Internet hängen konnte. Ich fand den DLC ebenfalls klasse.
Falls Du noch einen Spieletipp bräuchtest: „Life is strange“ (Download im PSN und ab Januar auch als „Limited Edition“-Bluray) fand ich sehr spannend. Nähere Ausführungen spare ich mir hier, wofür gibt es schließlich Google ;-).
Life is Strange habe ich für das nächste Jahr auf der Liste. Vorher sterb ich mich noch was durch Battlefront und dann hab ich mir recht günstig Batman Arkham Knight und Until Dawn gegönnt für die grauen Winterabende ?