Ein kleiner Warcraft-Happen für Zwischendurch

Bis zum nächsten World of Warcraft Addon dauert es bekanntlich noch eine Weile. Blizzard lässt sich weit mehr Zeit als einem Lieb ist. Wenn es überhaupt einen Vorteil an der langen Zeit bis zum Addon und damit neuen Inhalten im Spiel gibt, dann ist es die Erscheinung des neuen Warcraft Buches „Kriegsverbrechen“.

Warcrimes

Auch bei den letzten Addons gab es schon Romane, die eine Verbindung zwischen dem Ende des einen und dem Anfang des anderen Addons herstellten. Allerdings erschienen diese meist nahezu zeitgleich mit der Veröffentlichung einer neuen Erweiterung. Das hatte dann zur Folge, dass man erst spielte und irgendwann das Buch und somit die Hintergründe der Geschichte nachlas.
Dies ist nun anders – man hat genug Zeit zum Lesen. Frei nach dem Motto der Himmlischen Erhabenen „im Schlechten das Gute sehen“ – oder so ähnlich 😉

Jeder der sich mit der kommenden Erweiterung auch nur ansatzweise beschäftigt hat, weiß dass Garrosh nach dem Ende seiner Schreckensherrschaft und seiner anschließenden Verhaftung irgendwie entkommen kann. Doch wie kommt es soweit? Auch davon handelt das Buch, wenn auch nur zum Schluss und eigentlich am Rande. Die eigentliche Handlung spielt im Gerichtssaal und behandelt die Verhandlung, die zum Urteil über Garrosh führen soll. Kopf ab oder lebenslanges Sitzen hinter pandarischen Gardinen?

Ohne groß die Handlung vorweg zu nehmen – denn die hat es wahrlich in sich – ist das tatsächlich spannende, wen da die Anklage und die bedauernswerte Strafverteidigung als Zeugen vorlädt und welche Schlüsse im Bezug auf Garroshs sowie die Schuld der Beteiligten gezogen werden. Nahezu alle namhaften aktuellen Hauptfiguren dürfen ihren Worten und Gedanken freien Lauf lassen, sei es Varian, Jaina, Tyrande, Anduin, Vol’jin, Go’el, Baine, Sylvannas etc. Man erhält einen sehr guten Einblick in die Motive und Charakterzüge der Personen. Weit mehr als es im Spiel der Fall sein könnte.
Es gibt die Wahrheit, die Lügen, Mordpläne, Freund- und Feindschaften, Gewinn und Verlust.
Wie auch schon beim letzten Roman „Vol’jin Schatten der Horde“ ist es von großem Vorteil, dass man tiefer in die Köpfe der Charaktere schauen kann, mehr von den politischen Machenschaften mitbekommt. Und im Gegensatz zu einen Roman wie „Weltenbeben“ wird keine große Handlung beschrieben, die man lieber spielerisch erleben will. Einzig das actionlastige Ende würde sich im Spiel gut abbilden lassen. Aber vielleicht kommt dies auch noch als Szenario oder ähnliches.

Eine weitere Eigenschaft des Warcraft-Universums wird mit den aktuellen Romanen deutlich. So comichaft überzogen und aufgrund Teilen seiner Spieleigenschaften (Itemsammelei, Raidwettrennen etc.) das Spiel eher seicht wirkt, so erwachsen stellen die letzten beiden Bücher die Warcraft-Welt dar. Völkermord, politische Intrigen, Sklaverei, das Auslöschen ganzer Städte und ein durchaus harter Grad der geschriebene Gewaltdarstellung lassen einen Game of Thrones Vergleich durchaus zu. Man darf auf die Darstellung im kommenden Film gespannt sein.

Doch noch sind wir beim aktuellen Buch. Am Ende ist man zwar soweit wie vor dem Lesen – man weiß dass Garrosh fliehen konnte und wohin er geflüchtet ist. Aber man weiß soviel mehr. Wer ihm geholfen hat, wie die Führungsriege in Azeroth tickt und dass zwischen schwarz und weiß eine Menge grau vorhanden ist.
Und doch bleiben genug Fragen offen, die die Lust auf die neue Erweiterung weiter steigen lassen. Wer spinnt wirklich die Fäden im Hintergund? Warum tut er das? Und wie geht’s weiter zwischen Allianz und Horde und vor allem wie geht’s weiter innerhalb der beiden Fraktionen? Denn auch dabei haben sich genug Abgründe aufgetan.

Mir hat das Lesen des Buches verdammt viel Spaß bereitet. Vielleicht auch soviel, dass ich doch irgendwann mal einen Blick auf die andere Seite werfen werde, um das Graue besser verstehen zu können…

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